Historische Entwicklung des Landmaschinenbaus
Obergurig

Historie 1927 bis 1945                                                                                    zurück

Da das Stammwerk in Kleinboblitz  für das weitere Steigern der Produktion zu klein war, wurden Überlegungen angestellt die Produktionfläche zu vergrößern. Mann entschloss sich ein stillgelegtes Werk der Vereinigten Bautzener Papierfabriken in Singwitz, welches auch Gleisanschluß hatte, zu erwerben. Hier konnten dann die Raussendorf Strohpressen ihren Siegeszug antreten.

Ende 1933 wird die Fabrikation einer norddeutschen Dreschmaschinenfabrik aufgekauft, die zwischenzeitlich nach Werdau/Sa übergesiedelt war und durch räumliche Vergrößerungen des Singwitzer Werkes konnte nun auch eine moderne Dreschmaschinenfabrikation begonnen werden. Die Grundprinzipien dieser Saugzug-Dreschmaschine entsprachen im allgemeinen dem Ideengang fortschrittlicher Konstruktionsmethoden, wie sie in ähnlicher Weise bei der Strohpresse vorgelegen haben. Dann beginnt sich eine neue Sparte im Dreschmaschinenbau aufzubauen. Es ist dies der kombinierte Pressdrescher, der unter dem Namen „Kombinus" auf dem Markte erscheint. Einen solchen Versuch hat ungefähr 30 Jahre früher bereits eine  Firma unternommen, konnte aber über das anfängliche Stadium nicht hinauskommen, weil die Strohpresse zur Verbindung ungeeignet war. Erst die Schwingkolben-Presse in Leichtbauweise ließ diese neue Maschinenart wieder aufleben und die Raussendorf'schen Konstruktionsgedanken konnten für sich den Erfolg verbuchen, eine wirklich brauchbare Kombination zwischen Breitdreschmaschinen und Schwingkolbenpressen geschaffen zu haben. 


Die Raussendorf Kombinus im Schnitt

Wiederum beginnen sich neue Konstruktionsgedanken zu verwirklichen und man zeigt  die neuen Kombinusmaschinen in verwindungsfester Stahlausführung, nachdem bereits dieses Bauprinzip vorher anderen Firmen wenig Erfolg beschieden hat. Die materialgerechte Ausnützung des Werkstoffes Stahl lag nun einmal in der Bauweise Raussendorf'scher Maschinen verankert und die aufgewandte Mühe der technisch- und materialgerechten Durcharbeitung fand durch die gute Aufnahme in der Praxis ihre Belohnung.
Zur gleichen Zeit erhielt nach vorangegangener Dauerprüfung durch den Reichsnährstand die kleinste Stahl-Kombinustype „K 10" auf der Reichsnährstands-ausstellung in Frankfurt/Main 1936 die Silberne Denkmünze und wurde als „Neu und beachtenswert" anerkannt.


Stahlkombinus K10, genannt "Silberblitz" mit Gerhard und Hermann Raußendorf (v.l.n.r.) 1936

Die Produktion 1939 bis 1945

Auch nach Beginn des zweiten Weltkrieges produzierte man weiterhin Landmaschinen. So wurden in den gesamten Kriegsjahren hergestellt: 

  • Strohpressen
  • Dreschmaschinen
  • Kombinusmaschinen sog. Pressdrescher
  • Dreschmaschinen russischer Bauart für die Ukraine (2000 Stück!)
  • Rübenköpfschlitten ein- und zweireihig
  • Bauernkräne zur Stapelmistbereitung
  • Russische Baumwollerntemaschinen KOG-SAGIS

Im zweiten Kriegsjahr lief eine auferlegte Produktion von Innenteilen für Leuchtgeschosse an. Später wurden Waffenhalter für Flugzeuge produziert. Die Landmaschinenproduktion bildete aber bis Kriegsende den Hauptanteil. Auch in den Kriegsjahren wurden Landmaschinen neu- und weiterentwickelt. So wurde die russische Baumwollerntemaschine KOG-SAGIS in Singwitz weiterentwickelt. Neu entwickelt wurde 1942 eine Räum- und Sammelpresse, die dann 1943 umfangreich erprobt wurde. Auf diese Ergebnisse baute dann später VEB Fortschritt auf und produzierte die Maschine in hohen Stückzahlen. Die Stahldreschmaschine R6 wurde neu entwickelt und ab 1941 produziert.
Hermann Raussendorf  war bei seinen Mitarbeitern und der Bevölkerung in der Gemeinde Obergurig sehr geachtet und beliebt. Vor allen viele Sportvereine hat er finanziell unterstütz. Das Freibad im Betriebsgelände konnte von Jedermann, auch von den im Betrieb beschäftigten russischen Frauen sowie von allen Einwohnern und Schulkindern kostenlos benutzt werden. Die Lehrwerkstatt war damals vor und im Kriege die beste in ganz Ostsachsen. Jedes Jahr fuhr Hermann Raussendorf mit seinen Lehrlingen persönlich eine Woche zum Wintersport ins Riesengebirge und gab dort Skiuntericht.

Nach dem Kriege wurde Hermann Raussendorf, der hier in Obergurig/Singwitz geblieben war, auf Grund einer Denunzierung zur russischen Kommandantur nach Bautzen geholt. Hier entlasteten ihn die russischen Frauen, die dort als Dolmetscherinnen tätig waren und im Krieg in seiner Firma gearbeitet hatten. Er wurde darauf sofort nach Hause entlassen.